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Sonntag, 8. Oktober 2017

16. Adelsberger Bike-Marathon am 03.10.17

Wieder ist die Nacht recht kurz, dieses Mal dank Kitty, der frechen Urlaubskatze. Ohropax verhindert Schlimmeres. Die graue Suppe draußen geht derweil aufs Gemüt. Regnet gar nicht mal so wenig. Es ist jedoch das letzte Rennen, es ist bezahlt, also ab nach Adelsberg zum Freischwimmen. Die Verbottlung übernimmt heuer die leibliche Modder, unterstützt vom leiblichen Vadder, der der leiblichen Modder den Schirm hält, während sie ihrem leiblichen Sohn die Flasche darbietet. 

Wider den üblichen Zu-spät-am-Start-Erscheinen schaffe ich es heute, zwei Minuten vor dem offiziellen Go anzutanzen. Warmgefahren bin ich nicht wirklich, dafür nassgefahren. Und die Kurbel glänzt schön, meint Rouleur Andreas Hennig. Recht hat er. Liegt aber daran, dass ich dieselbe beim Abfahren der Strecke drei Tage vorher etwas zu hart drangenommen habe und ausbauen musste. Die Vorderbremse funktioniert auch nicht richtig – ein Kolben ist fest –, doch aufgrund des miesen Wetters habe ich den Defekt gar nicht erst behoben. Bremsen wird eh überbewertet und zur Not reicht der andere Kolben.

Hinter dem Führungsfahrzeug sammle ich die ersten Führungsmeter für heute. Und die letzten. Am ersten Anstieg offenbart sich das heutige Dilemma: Die Keulen wollen ganz und gar nicht. Was im Training funktioniert, muss im Rennen nicht unbedingt klappen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze bescheidene Saison. Die Ursache ist klar; um sie zu beheben, müsste ich den Job wechseln. Das mache ich freilich nicht, denn meine Prioritäten gelten nicht dem Radspocht. Ich versuche, das Beste draus zu machen, und ich hoffe bereits jetzt schon auf Runde zwei und drei. Vorher geht es aber wie jedes Jahr in den ausgefahrenen Hohlweg, den Höhenweg entlang, runter ins Tal und den steilen Gegenanstieg hinauf Richtung Verpflegung. Spätestens hier habe ich den Kontakt zur Spitze verloren und dümple so vor mich hin. "De Modder" verbottelt mich das erste Mal. Vadder hält den Schirm. Den Berg runter und wieder hoch, die Koppelwiese runter, ab durch die Gärten, den Fußweg wieder hoch, und schon ist Runde eins Geschichte. Besondere Vorkommnisse: keine.

Runde zwei beginnt nach üblen 52 Minuten. Uwe Müller schließt zu mir auf und wird zum ständigen Begleiter. Die Bedingungen sind immer noch grottig, und die Tatzen werden kalt. Zwar kann ich ein, zwei Leutchen überholen, aber die Drehzahl passt hinten und vorne nicht. Kontrolliertes Halbgas bergab wie bergauf. Wenigstens ist "de Modder" in Toppform und verbottelt mich oben im Wald kurz vor der Verpflegung zum zweiten Mal. Vadder hält ihr noch immer den Schirm. Leider macht der eine oder andere Kurzrundler bergab Stehversuche, sodass es zu nicht ganz ungefährlichen Situationen kommt, wo man heute tatsächlich mal an der Bremse ziehen muss. Dazu kommt, dass man als Träger von Kontaktlinsen bergab kaum noch was erkennen kann vor lauter Dreck. Ich fahre jetzt regelmäßig mit einem offenen und einem geschlossenen Auge. Suboptimal fürs räumliche Sehen, aber dadurch habe ich immer ein Backup. Freilich ist man als Zyklop echt am Arsch, aber heute fuhr keiner mit, glaube ich.

In Runde drei ist der Boden noch tiefer als bisher. Wir müssen nun hier und da etwas behutsamer machen als eh schon. Ärgerlich ist die Tatsache, dass stets an den engsten oder schwierigsten Stellen die meisten Biker zu überholen sind. Das kostet Extrakörner, weil wir teilweise direkt durchs Gebüsch oder über den Acker fahren müssen, um vorbeizukommen. "De Modder" überreicht mir, während mein Vadder ihr den Schirm hält, meine letzte Flasche, mit der es ins Tal geht und wieder hinauf. Mein Getriebe klingt inzwischen wie ein Eimer Schrauben, hält aber auf wundersame Weise wie das gesamte Rad durch. Kurz vorm Überqueren des Adelsbergs deckt es mich in einer schlammigen Linkskurve dann doch noch mal ab. Uwe Müller kann das nutzen und sich vom Acker machen. Beim Nachsetzen kommen mir an den schnellen Engstellen besonders bergab wieder andere Fahrer dazwischen, was den Abstand zu Uwe leider nicht kleiner werden lässt, im Gegenteil. Am Schlussanstieg kann ich zwar noch Jonas Hummel überholen, der mit einem festen Bremskolben nicht mehr wirklich vorwärts kommt, aber zu mehr als Platz sieben reicht es heute nicht. Damit ist meine 21. Saison Geschichte.

Nach dem Rennen wird die Enttäuschung etwas gelindert durch Diddis Knoppers-Waffeln samt Eierlikör als auch durch Sandra Kaisers Sektspende. Gracias! Lieben Dank auch an Diana Fink und Maika „macht das Würstchen“ Schumann für die schicken Schlammfotos – und an Herrn Hennig, dem heute echt die Cheise am Huf bzw. Reifen und am VW Caddy klebte, für die echten Männergespräche. Der Geburtsname meiner Modder ist übrigens auch Hennig. Das muss ein Zeichen sein!

Weil ich mich für Cross weder begeistern noch motivieren kann und auch gar kein Rad dafür habe, krieche ich nun in meine Höhle zurück und komme im April vielleicht wieder raus. Aber nur, wenn die Sonne scheint, Lust plus Zeit vorhanden und Kopf frei sind für ein weiteres Jahr Schinderei. Ansonsten schlafe ich durch.

Gute Nacht! 

Ergebnisse: hier.





4 Kommentare:

stunni hat gesagt…

Danke für die unterhaltsamen Rennberichte über die gesamte Saison ! Auch wenn es dieses Jahr irgendwie nicht rund bei dir lief, ist man jedes Mal nach dem Rennen mit deiner Beteiligung aufs Neue gespannt, was du uns zum Besten gibst !
Wäre schade, wenn deine Motivation nächstes Jahr nicht mehr da wäre....aber bis dahin ist noch eine Menge Zeit und wenn es mal Schnee geben sollte, dann sehen wir uns sicherlich in Geyer ;)
Liebe Grüße !

Guido hat gesagt…

Die Motivation war schon dieses Jahr nicht mehr dort, wo sie sein muss, um erfolgreich Rennen zu fahren. Schaun mer mal, wie es sich entwickelt. Bis demnächst vielleicht in Geyer. ☺ LG Guido

No.127 hat gesagt…

Genau, hr. Hennig hat es dir vorgemacht....das es noch schlimmer laufen kann :-)
Pechvogel des Tages! Übrigens, immerhin biste ohne defekt durchgekommen....andererseits bist du ja mit genug defekten bereits gestartet

Lass dich mal in DD zur ner Runde blicken. Henne is auch da, mit Caddy :-)

Grüsse, No.127

Guido hat gesagt…

Hihi, der Oliver vom Wehlaberg 2014.